Wie gefährlich ist der Umgang mit Flüssiggas (LPG) in Gasflaschen im Privaten?
Vorneweg: Natürlich existieren im Umgang mit Flüssiggas, also Propan und Butan, Gefahren. Das ist aber nichts Ungewöhnliches in unserem Alltag. Hält man sich nicht an gewisse Sicherheitsregeln, sind auch Strom, Heizöl oder Feuer potenziell gefährliche Medien bzw. Elemente. Wir zeigen in diesem Beitrag auf, was im Umgang mit Gasflaschen zu beachten ist, damit die private Nutzung sicher und komfortabel bleibt – so wie seit Jahrzehnten schon!
Explosion der Gasflasche
Die größte Horrorvorstellung vieler ist ganz bestimmt, dass die Gasflasche explodiert. Das ist aber so gut wie ausgeschlossen. Die nüchterne Logik gibt schon mal einen klaren Hinweis, dass das zwar nominell eine Gefahr ist, faktisch jedoch nicht: Europaweit sind unfassbar viele Flüssiggasflaschen im Umlauf – mindestens im zweistelligen Millionenbereich. Wären die Risiken wirklich so hoch, müssten wir alle viel mehr Notiz von gravierenden Unfällen nehmen. Und noch viel entscheidender: Nie und nimmer wären so viele Flaschen im Umlauf, da es Verbrauchern, Firmen, Behörden und nicht zuletzt dem Gesetzgeber schlichtweg zu gefährlich wäre!
Das soll nun aber nicht heißen, dass Unfälle nicht vorkommen. Sollte es tatsächlich mal dazu kommen, gibt es eine Analyse und die besagt in der Regel, dass ein falscher Umgang mit dem Medium ursächlich für den Unfall war. Und selbst wenn mal etwas passiert, geht es quasi nie so vonstatten, wie sich viele den Worst Case ausmalen, nämlich dass die Gasflasche mit einem lauten Knall platzt.
Kommt es mal zu Unfällen, ist es zumeist so, dass Flüssiggas aus der Anlage bzw. aus der Gasflasche unbemerkt austritt, sich irgendwo sammelt und es dann zu einer Verpuffung bzw. einer Explosion kommt. Warum kann Propangas oder Butangas aus der Anlage austreten? Mal ist eine Verbindung nicht richtig angezogen, mal hat ein Gasschlauch ein Leck oder der Betreiber macht einen Fehler aufgrund von Arglosigkeit oder schlichtweg Unkenntnis.
Wir haben mal aufgelistet, worauf im Besonderen zu achten ist, um potenzielle Gefahren gar nicht erst entstehen zu lassen. Diese Tipps haben wir auf drei Szenarien – Transport, Lagerung und Betrieb der Gasflasche – angewandt.
Transport Gasflasche
Dazu haben wir bereits einen eigenen Beitrag im Blog verfasst, der alle Details aufzeigt. Nachfolgend in aller Kürze die Quintessenz aus dem Beitrag:
- Keine „längeren“ Fahrten mit Gasflaschen an Bord
- Genaue Sichtprüfung der Gasflasche hinsichtlich Beschädigungen
- Ist die Schutzkappe vorhanden?
- Gasflasche erst kurz vor Fahrtantritt einladen
- Ladungssicherung!
- Transport sowohl liegend (quer zur Fahrtrichtung) als auch stehend (Standfestigkeit!) gestattet
- Während der Fahrt für ausreichende Be- und Entlüftung im Auto sorgen
- Gasflasche nicht bei großer Hitze und Sonneneinstrahlung über längeren Zeitraum im Auto stehen lassen!
- Nach dem Transport umgehend ausladen
- Striktes Rauchverbot!
Lagerung Gasflasche
Die wenigsten vermuten, dass auch bei der Lagerung Gefahren entstehen könnten. Sie können auch nur auftreten, wenn der Betreiber der Gasflaschen nicht gewisse Grundregeln beherzigt und überdies noch ein Defekt an der Gasflasche vorliegt bzw. diese manipuliert wird. Auch zur Lagerung haben wir bereits einen extra Beitrag verfasst:
Wer thematisch in die Tiefe gehen möchte, bitte gerne den Beitrag anschauen. Hier zumindest schon mal die wichtigsten Tipps zur richtigen Lagerung von Gasflaschen im eigenen Zuhause:
- Grundsätzlich dürfen zwei Gasflaschen (einschließlich entleerter) im Haushalt sein, eine zum Betrieb und eine als Reserve (gilt für Gasflasche bis zu einem Füllgewicht von 16 Kilogramm)
- Pro Raum darf lediglich eine Gasflasche vorhanden sein
- Gasflaschen niemals in Räumen unter Erdgleiche (also Keller) lagern!
- Gasflaschen niemals in Schlafräumen, Durchgängen oder Treppenhäusern lagern!
- Untergrund muss eben sein!
- Unbedingt darauf achten, Gasflasche in entsprechendem Abstand zu Wärmequellen aufzustellen
- Empfehlung: Gasflasche immer in Räumlichkeiten lagern, die gut be- und entlüftet sind.
Stichwort Wärmequelle: Immer wieder taucht die Frage auf, ob es nicht wahnsinnig gefährlich ist, die Gasflasche praller Sonne auszusetzen. Wir haben uns sowohl im Blog als auch auf YouTube mit dieser Frage beschäftigt. In aller Kürze: Nein, es ist unbedenklich, wenn die Gasflasche in der prallen Sonne steht, selbst bei Außentemperaturen von über 30 Grad. Alles weitere hier:
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Betrieb Gasflasche
Für den dauerhaft sicheren Betrieb von Gasflaschen bzw. der gesamten Flüssiggasanlagen gibt es einige Grundregeln. Wer diese beachtet, schafft für sich selbst und seine Angehörigen oder Gäste ein Maximum an Sicherheit.
– Montage und Anschluss
Bei der Installation wird der Grundstein gelegt für einen sicheren Betrieb. Bitte unbedingt die Montage- und Bedienungsanleitung aller Komponenten der Flüssiggasanlage lesen. Auf der Gasflasche finden Sie einen Aufkleber, der nochmals auf die wichtigsten Tipps hinweist.
Auch wenn es banal klingt, aber: Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für die Montage. Zu viele Fehler passieren in der Hektik und weil alles schnell gehen muss. Achten Sie insbesondere darauf, dass der Gasschlauch den in der Bedienungsanleitung angegebenen Mindestbiegeradius nicht unterschreitet (knickfrei) und die Verbindungen auch wirklich zueinander passen.
Wasserpumpenzangen bzw. Rohrzangen sind bei der Montage tabu! Der Druckregler wird beispielsweise handfest auf die Gasflasche angeschraubt. Am besten Sie haben ein MiniTool und fixieren damit die Verbindung. Klobige Werkzeuge können zu Beschädigungen an den Verbindungselementen führen, was früher oder später wiederum eine Undichtheit begünstigt.
– Vorabprüfung (der Komponenten)
Nach korrekter Montage werfen Sie bitte einen abschließenden Blick auf die Komponenten. Entdecken Sie Risse oder sehr spröde Stellen beim Schlauch oder beschädigte Stelle an Druckminderer bzw. Verbindungselementen, nehmen Sie die Anlage erst gar nicht in Betrieb. Lassen Sie die zweifelhaften Komponenten von einer Fachperson untersuchen oder kaufen direkt Ersatz.
– Austauschfristen
Achten Sie in jedem Fall auch auf die vorgeschriebenen Austauschfristen für Verschleißteile wie Druckminderer Schlauch. Im Privaten sind das zehn Jahre ab Baujahr der Komponente.
– Komponenten der Flüssiggasanlage
Herzstück der Flüssiggasanlage ist an sich immer der Druckminderer, auch Druckregler genannt. Nicht ganz uneigennützig empfehlen wir freilich, auf eine hohe Qualität beim Kauf der Komponenten zu achten. Das gewährleistet dauerhaft die Sicherheit der Anlage – in Kombination mit den hier beschriebenen Tipps.
Weitere Komponenten, neben dem Druckminderer, für die Flüssiggasanlage können zum Beispiel sein: Gasschlauch, Absperr- oder Umschaltventil, Schlauchbruchsicherung, Verschraubungen.
Achten Sie auch bitte darauf, dass Sie die vorgeschriebenen Sicherheitseinrichtungen einsetzen. In diesem Ratgeber finden Sie die passenden Komponenten samt Sicherheitseinrichtungen zu Ihrem Anwendungsfall.
– Dichtheitsprüfung
Sind die Komponenten auf dem neuesten Stand und alles ist richtig angeschlossen, dann kommt die einfache Dichtheitsprüfung. Wie diese am einfachsten und schnellsten durchgeführt werden kann, das haben wir in diesem Video dokumentiert:
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Eigentlich ist es eine Selbstverständlichkeit, dennoch sei es erwähnt: Bitte niemals die Dichtheit der Anlage mit einer offenen Flamme, beispielsweise einem Feuerzeug prüfen; oder gar auf die Idee kommen, mit dem Feuerzeug zu prüfen, ob noch Gas in der Gasflasche ist.
– Gasflaschenventil
Wenn wirklich alles in Ordnung ist, können Sie das Gasflaschenventil der Flasche aufdrehen. Wir empfehlen, das Ventil bis zum Anschlag aufzudrehen, obwohl schon nach wenig Umdrehung das obligatorische Zischen kommt und das Gas damit fließt. Weshalb? So wissen Sie immer, in welcher Richtung Sie drehen müssen, um die Gasflasche zu schließen!
Das klingt natürlich banal, aber ist besonders wichtig, wenn es mal schnell gehen muss und hektisch wird. Beispiel: Sie haben einen Fettbrand am Gasgrill. Da zählt jede Sekunde. Nicht jeder behält da einen klaren Kopf und dreht das Ventil auf Anhieb in die richtige Richtung. Steht das Ventil auf Anschlag, ist klar, in welche Richtung gedreht werden muss.
Es steht zwar nirgends explizit geschrieben, wir empfehlen es jedoch dringend: Schließen Sie das Gasflaschenventil nach jeder Benutzung der Gasflasche, schließen Sie diese also redensartlich. Kinder spielen vielleicht am Gasherd oder Gasgrill oder man selbst bleibt mal am Drehregler hängen. All das kann keine Auswirkungen haben, wenn die Gasflasche geschlossen ist.
– Wechsel der Gasflasche
Der Wechsel von einer leeren auf eine volle Gasflasche ist an sich kein Problem, wenn der Nutzer einen gewissen Ablauf beachtet:
- Absperrventil am Gasgerät schließen
- Leere Gasflasche komplett schließen
- Druckminderer von der Gasflasche lösen
- Verschlussmutter auf das Gasflaschenventil schrauben
- Schutzkappe auf das Gasflaschenventil aufsetzen
- Leere Gasflasche beiseite stellen
- Schutzkappe und Verschlussmutter vom Gasflaschenventil der vollen Gasflasche nehmen
- Druckminderer zunächst handfest an Gasflasche schrauben und mit dem MiniTool nachziehen
- Gasflaschenventil langsam öffnen, dann bis zum Anschlag voll aufschrauben
- Anlage auf Dichtheit prüfen
Ist die Anlage dicht, können Sie das Absperrventil am Gasgerät öffnen und Gasgrill, Gasheizung oder Gasherd betreiben. Stellen Sie eine Undichtheit fest, können Sie natürlich nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Suchen Sie die Ursache für die Undichtheit, beheben Sie den Fehler, prüfen Sie erneut und nehmen die Anlage wieder in Betrieb, sofern alles passt.
– Prüfung der Flüssiggasanlage
Sowohl Flüssiggasanlagen im Gebäude als auch im Freien unterliegen einer gewissen Prüfpflicht. Das heißt, dass der Betreiber in regelmäßigen Abständen seine Anlage von einer Fachperson prüfen lässt.
Diese Zeitspanne ist nicht exakt definiert, aber in der Praxis hat es sich etabliert, Flüssiggasanlagen alle zwei Jahre prüfen zu lassen.
Fazit
Flüssiggas ist ein Medium, das einen respektvollen, aber keinesfalls ängstlichen Umgang verdient – wie viele andere Medien auch. Ob der Vielzahl an Anwendungsfällen und Einsatzgebieten von Flüssiggas ist die Anzahl an Unfällen als äußerst gering einzuschätzen. Und wie bereits erwähnt: Viele Unfälle sind auf Fehler in der Handhabung oder Leichtsinn zurückzuführen. Wenn Sie sich diesen Beitrag aufmerksam durchgelesen haben und verantwortungsvoll mit Ihrer Anlage umgehen, steht einem dauerhaft sicheren Betrieb nichts im Weg.