Warum vereist die Flüssiggasflasche?
Egal ob beim Camping, im Wohnwagen oder Reisemobil, beim Grillen oder Heizen: Immer wieder taucht bei uns die Frage auf, weshalb sich Eis bei der Entnahme an einer Gasflasche bildet bzw. die Flasche komplett vereist. Die Antwort ist simple Thermodynamik.
Wer hat sie nicht schon einmal bei der Gasflasche gesehen: die berühmt-berüchtigte Eiskruste rund um die Propangasflasche? Wie aus dem Nichts scheint sie manchmal aufzutreten und kann zur echten Plage werden. Wer nämlich nicht zufällig eine Reserveflasche parat hat oder Tricks kennt, muss die Gasversorgung eventuell komplett unterbrechen.
Warum entsteht die Eiskruste?
Vereinfacht gesagt: Weil die vom Gasgerät benötigte Gasmenge die Verdampfungskapazität der Gasflasche übersteigt. In Abhängigkeit von Einflussfaktoren wie Füllstand und Größe der Flasche oder Umgebungstemperatur vereist die Flasche mal früher, mal später – in vielen Fällen natürlich auch gar nicht.
Fiasko vorprogrammiert
Ein potenzielles Worst-Case-Szenario sieht folgendermaßen aus: Der Gasgrill hat eine Leistung von 25 kW. Das entspricht in etwa einem Bedarf von 1,9 kg/h Flüssiggas. Ihr wollt ihn nun über eine Stunde lang auf Volllast betreiben mit einer fast leeren 5 kg-Gasflasche bei einer geringen Außentemperatur.
Wer so etwas plant, sollte die Nummer vom Pizzalieferdienst bei der Hand haben, denn die Gasflasche vereist sehr wahrscheinlich innerhalb kurzer Zeit.
Wie vereist die Flasche?
Um das Propan-Butan-Gemisch in der Flasche vom flüssigen in den gewünscht gasförmigen Zustand umzuwandeln, braucht es Wärme. Das Gas und damit die Flüssiggasflasche kühlen bei der Entnahme ab. Über den Flaschenmantel wird nun Wärme aus der Umgebung genutzt, damit das Gas siedet.
Je höher die Entnahmemenge aus der Gasflasche ist, desto höher ist folglich auch der Bedarf an Wärmeenergie. Das Flüssiggas kühlt stark ab und entzieht der Umgebung immer mehr Wärme. An der Barriere zwischen Gas und Atmosphäre, also der Gasflasche, bildet sich zunächst Kondenswasser.
Zieht das angeschlossene Gasgerät weiterhin so viel Gas, sinkt die Temperatur im Flüssiggas unter 0 Grad Celsius ab und ebenso die Außenwand der Flasche. Das Wasser verwandelt sich in eine Eiskruste. Irgendwann kann das Gas nicht mehr in der benötigten Menge verdampfen. Folglich kommt kaum beziehungsweise gar kein Gas mehr am Gerät an.
Gegenmaßnahmen Teil 1
Wer grundsätzlich der Vereisung vorbeugen möchte, der sollte in jedem Fall die Leistung des angeschlossenen Gasgeräts mit der Entnahmemenge der Gasflasche abgleichen. In diesem Blog-Beitrag haben wir die Entnahmemengen der unterschiedlichen Flaschengrößen übersichtlich dargestellt.
Sollte die Entnahmemenge aus einer einzelnen Flasche den Energiehunger des Gasgeräts oder der Gasgeräte nicht decken, könnte eine Mehrflaschenanlage interessant sein.
Gegenmaßnahmen Teil 2
Wer dazu keine Möglichkeit hat, aber auf die dauerhafte Gasversorgung angewiesen ist, dem ist eine Reserveflasche ans Herz zu legen. Ist eine Flasche vereist, stoppt man die Versorgung kurz, wechselt auf die Reserveflasche und gönnt der Betriebsflasche eine Erholungspause.
Was man auch machen kann: Eimer oder Wanne mit heißem Wasser füllen und die Gasflasche reinstellen. Das löst das Problem allerdings nicht dauerhaft und ist eher Aktionismus. Wir empfehlen daher, eine größere Flasche oder eine Mehrflaschenanlage einzusetzen beziehungsweise eine Reserveflasche parat zu haben.
Absolute No-Gos
Bitte niemals auf die Idee kommen und Gasflaschen aufgrund der höheren Umgebungstemperatur im Innenbereich verwenden – wenn die Anlage nicht ausdrücklich dafür ausgelegt ist.
„Der Flasche fehlt es also an Wärme, dann heize ich sie mit offener Flamme ein wenig auf…“ – bitte unter überhaupt keinen Umständen darüber nachdenken. Genauso wenig wie darüber, die Flasche hinzulegen, um noch an die Flüssigphase des Propan-Butan-Gemisches zu kommen. Die Gasflasche muss immer aufrecht stehen.