Kann ich mit Flüssiggas (LPG) unabhängig von Erdgas (CNG oder LNG) werden?
April 2022: Nach wie vor tobt ein Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Einige Länder haben Sanktionen gegen Russland verhängt, infolgedessen sind die Preise für Erdgas nochmals stark gestiegen. Ein diskutiertes Gas-Embargo aus Russland könnte zudem die Versorgungssicherheit zahlreicher Haushalte und der Industrie gefährden. Viele schauen sich nach Alternativen um. Ist Flüssiggas (LPG) so eine? Kann ich damit meinen Gasherd betreiben? Kann ich statt Erdgas mit Flüssiggas heizen?
Vorneweg: Diese einfach erscheinenden Fragen sind leider nicht ganz so einfach zu beantworten, am ehesten jedoch mit: Es kommt darauf an! Zunächst sollten wir aber klären, ob denn überhaupt Flüssiggas weiterhin und zu einem erschwinglichen Preis geliefert werden kann. Oder steht Flüssiggas in Europa, insbesondere in Deutschland, vor ähnlich ungewissen Zeiten wie Erdgas?
Ausblick Flüssiggas (LPG)
Jedem ist spätestens jetzt bewusst, dass wir beim Compressed Natural Gas (CNG), also herkömmlichem Erdgas, am Tropf Russlands hängen. Beim Liquefied Petroleum Gas (LPG), also Flüssiggas, liegt der Fall anders. Ein Großteil des Flüssiggases kommt aus deutschen Raffinerien. Nach Deutschland importiertes LPG stammt in den allermeisten Fällen aus EU-Ländern, Skandinavien oder den USA. Mehr zur Herkunft und den Eigenschaften von Flüssiggas finden Sie hier:
Es bleibt ein verhältnismäßig kleiner Anteil, den Deutschland aus Russland importiert. Gemäß einer Presseinfo des Deutschen Verbands Flüssiggas (DVFG) würden Experten davon ausgehen, dass Deutschland einen Wegfall der Importe aus Russland durch andere Quellen kompensieren könne.
Jobst-Dietrich Diercks, Vorstandsvorsitzender des DVFG, fasst zusammen: „Die Versorgung Deutschlands mit Flüssiggas (LPG) ist international diversifiziert und dadurch dauerhaft sicher!“
Die dauerhafte Versorgungssicherheit mit Flüssiggas ist also aller Voraussicht nach gegeben, wie sieht es mit der Preisstabilität aus? Im Windschatten des Preisanstiegs von Erdgas hat sich auch Flüssiggas zusehends verteuert, wie so ziemlich jede Energieform seit 2021.
Mit Flüssiggas heizen
650.000 Haushalte heizen derzeit in Deutschland mit Flüssiggas, insbesondere im ländlichen Raum. Wer fernab des Erdgasnetzes im Ein- oder Mehrfamilienhaus wohnt, aber dennoch mit Gas heizen möchte, setzt auf LPG. In diesen Fällen steht ein Flüssiggastank im Garten oder wird in der Erde vergraben.
Wer bislang die Wahl hatte, die Gastherme mit Flüssiggas oder Erdgas zu betreiben, entschied sich in aller Regel für Letztgenanntes. Warum? Naja, Erdgas ist gewissermaßen die etwas einfachere „Plug-and-Play“-Lösung. Die Initialkosten sind beim Erdgasanschluss niedriger als bei Flüssiggas, weil es lediglich das Endgerät braucht und der Anschluss an sich liegt bereits in Hausnähe – vorausgesetzt natürlich der Erdgasanschluss liegt bereits.
Eine vermeintliche „Schwäche“ beim Heizen mit Flüssiggas erweist sich für viele in diesen Krisenzeiten aber nun als Pluspunkt. Flüssiggas kommt nicht aus dem Netz, sondern es wird in einem Behälter gelagert. Der eigene Flüssiggastank verteuert die Anschaffungs- beziehungsweise Betriebskosten, garantiert aber – zumindest eine gewisse Zeit – Autarkie und Unabhängigkeit bei der Wärmeversorgung. Zudem bietet so eine Lagermöglichkeit grundsätzlich die Option, Energie dann in hohem Maße zu kaufen, wenn sie verhältnismäßig billig ist.
Unabhängigkeit und Ausgleich von Preisschwankungen – zwei große Faktoren, die derzeit für ein erhöhtes Interesse an Flüssiggas sorgen. Wie sehen dann aber die konkreten Fälle aus, in denen Flüssiggas statt Erdgas bei der Heizung zum Einsatz kommen kann?
Wechsel von Erdgas auf Flüssiggas
Natürlich ist es möglich, den bestehenden Anschluss vom Erdgasnetz trennen zu lassen, sich einen Flüssiggastank zu kaufen oder zu mieten, in den Garten zu stellen und vom Fachmann anschließen zu lassen. Klar ist aber auch: Das verursacht Kosten und ist wohl nur eine ernstzunehmende Alternative für all diejenigen, die ein Gas-Embargo und die damit einhergehende Versorgungsknappheit befürchten. Rein theoretisch kann man sich auch einen LPG-Tank kaufen und nicht angeschlossen in den Garten stellen lassen – sozusagen für den Fall der Fälle. Flüssiggasversorger haben uns bereits von gleichlautenden Anfragen berichtet.
Wer über solch eine Alternative nachdenkt, wird sich bei den Überlegungen sicher auch die Frage stellen: Kann die Gastherme/Gas-Brennwertgerät überhaupt mit Flüssiggas statt mit Erdgas betrieben werden? Unseren Recherchen zufolge besteht in der Regel die grundsätzliche Möglichkeit bei neueren Geräten, da die Hersteller die Geräte für beide Medien auslegen. Die Versorgung mit einem anderen Medium ist dort lediglich eine Einstellungssache. Pauschalisieren lässt sich dies allerdings nicht, da wir natürlich nicht jeden Hersteller und jedes Gerät checken konnten.
Egal ob Sie nun ein neues oder etwas älteres Gerät im Einsatz haben, ganz wichtig ist: Wenn für Sie der Wechsel des Energieträgers in Frage kommt, machen Sie sich im Vorfeld schlau, ob das bei Ihnen zuhause verwendete Gerät das kann und sprechen unbedingt mit einem Fachbetrieb!
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GOK in Ihrer Anlage?
Wir als GOK sind untrennbar mit dem Medium Flüssiggas verbunden. Bekanntheit haben wir in den vergangenen Jahren insbesondere im Freizeitbereich erlangt, da wir Regler und Flüssiggas-Armaturen für zum Beispiel Gasgrills, Wohnmobile und Wohnwagen sowie Boote herstellen.
Auch wenn diese Themen in aller Regel öffentlichkeitswirksamer sind, befindet sich ein großer Teil unseres Geschäftsfelds im Bereich der Energie- und Wärmeversorgung. Wir stellen unter anderem das „Herzstück“ von Flüssiggasanlagen zur Beheizung von Wohngebäuden her: die sogenannte Behälterregler-Kombination, also einen Druckregler/Druckminderer. Dieser gewährleistet die konstante Versorgung der Gasheizung mit Flüssiggas in einem definierten stabilen Druckbereich. Auf unserer Website finden Sie weitere Informationen zu Produkten und den Behälteranlagen im Allgemeinen.
Aber keine Sorge: Sie als Verbraucher müssen sich nicht damit herumschlagen, was nun der richtige Druckregler für Ihren Anwendungsfall ist. Sollten Sie sich für eine Flüssiggasanlage entscheiden, wählt der Flüssiggasversorger die zur Anlage und zum Tank passenden Komponenten aus.
Flüssiggas-Mehrflaschenanlage als Alternative?
Gasflaschen sind unverzichtbar beim Grillen mit Gas oder beim Caravaning und Camping. Dank des Booms der vergangenen Jahre in beiden Bereichen ist Flüssiggas immer mehr Personen ein Begriff. Da liegt die Frage nahe: Kann ich meine Gasheizung auch über Gasflaschen betreiben?
Wer keinen Platz oder schlichtweg nicht das nötige Kleingeld für einen eigenen Tank hat, dennoch mit Flüssiggas statt Erdgas heizen will, der wird zumindest mal über den Einsatz von Flüssiggasflaschen nachgedacht haben. Während beim Grill oder im Wohnmobil bzw. Wohnwagen überwiegend Flaschen mit einem Füllgewicht von 5 oder 11 Kilogramm zum Einsatz kommen, ist zum Heizen – rein theoretisch – lediglich die 33 Kilogramm-Gasflasche interessant. Aber ist sie das wirklich?
Laut Knauber Gas verbraucht ein durchschnittlicher Haushalt in Deutschland zwischen 2.000 und 3.000 Liter Flüssiggas im Jahr. Ein Kilogramm Flüssiggas entspricht in etwa zwei Litern. Das heißt: In einer 33 Kilogramm-Flasche stecken circa 60 Liter Flüssiggas. Allein daran dürfte schon ersichtlich sein, dass selbst eine Mehrflaschenanlage keine unmittelbare Eins-zu-Eins-Alternative zum Flüssiggastank für alle Haushalte darstellt.
Wer sich allerdings gegen das Worst-Case-Szenario der Versorgungsknappheit mit Erdgas wappnen will, aber nicht gleich einen Tank im Garten verbuddeln kann oder möchte, kann mit dem Fachbetrieb so eine Mehrflaschenanlage zumindest mal durchsprechen. Parallel zum Erdgasanschluss könnte der Fachbetrieb einen alternativen Anschluss von der Flaschenanlage zur Gasheizung legen und im Fall der Fälle final anschließen. Mit mehreren vollen Gasflaschen lassen sich so schon mal ein paar Tage, vielleicht Wochen überbrücken. Mehr als eine Absicherung für besonders schlechte Zeiten ist das aber nicht.
Flüssiggastank reaktivieren?!
Ebenfalls aus aktuellen Gesprächen haben wir von Verbrauchern erfahren, die darüber nachdenken, den alten stillgelegten Flüssiggastank wieder zu reaktiveren. Das dürfte definitiv für nicht allzu viele Haushalte eine Alternative sein und ganz wichtig: Die Überprüfung seitens des Fachpersonals ist in jedem Fall notwendig.
Gasherd mit Flüssiggas betreiben
In vielen Haushalten wird der Gasherd und/oder das Gaskochfeld über den Erdgasanschluss betrieben. Wer einen plötzlichen Lieferstopp fürchtet, hat sich vermutlich schon mal damit beschäftigt, ob ein Betrieb des Gasherds auch mit Flüssiggas möglich ist. Unseren Recherchen zufolge ist das bei den meisten Herstellern grundsätzlich machbar. Manche bieten gar schon ab Werk einen Umrüstsatz inklusive passender Düsen an, um den Gasherd auch mit Flüssiggas zu betreiben.
Sollten Sie eine Umrüstung in Betracht ziehen, informieren Sie sich unbedingt vorab. Beim Neukauf eines Gasherds ist es einfach. Oftmals finden Sie entsprechende Infos direkt in den Produktinfos der Händler oder des Herstellers.
Wenn Sie den Gasherd bereits in Betrieb haben, suchen Sie doch mal nach einem Beipack mit Düsen zur Umrüstung auf Flüssiggas. Wie bereits erwähnt, liefern einige Hersteller solche Düsen bereits ab Werk mit. Finden Sie keinen entsprechenden Umrüstsatz mehr, haben Händler sowie Hersteller häufig relevante Infos auf deren Websites.
Wenn alles geklärt ist und sie lassen umrüsten, brauchen Sie dafür keinen Tank im Garten. Es genügt in der Regel eine Flüssiggasflasche mit einem Füllgewicht mit 5 oder 11 Kilogramm; am günstigsten ist jedoch die Gasflasche mit 33 Kilogramm Füllgewicht – sofern die Aufstellung möglich ist. In diesen beiden Beiträgen finden Sie weitere relevante Infos:
Wichtig: Egal ob Neuanschluss oder Umrüstung, lassen Sie die Arbeiten in jedem Fall von einem Fachbetrieb durchführen!
Fazit und Einordnung
Grundsätzlich gibt es schon ein paar Möglichkeiten, die Erdgasversorgung durch Flüssiggas zu substituieren. Ob es auch eine sinnvolle Möglichkeit darstellt, hängt von einigen Faktoren ab, nicht zuletzt dem eigenen Wunsch nach Versorgungssicherheit im Notfall. Mit diesem Beitrag wollen wir keine Hysterie befeuern oder Verbrauchern dazu raten, den Erdgasanschluss zu kappen und wo es nur geht auf Flüssiggas umzustellen. Wir wollen lediglich aufzeigen, ob und in welchen Bereichen Flüssiggas als Alternative überhaupt in Frage kommt.
Für die Bereiche Heizen und Kochen lässt sich festhalten: Unter gewissen Voraussetzungen ist Flüssiggas definitiv eine Alternative zu Erdgas. Ob sich die Umstellung lohnt beziehungsweise Sinn macht, muss der Verbraucher letztlich selbst entscheiden.